Klangqualität
Interview-Special
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VOl.02

Der beste Ort zum Musik hören
ist im Auto

F: Ein wichtiger Aspekt, damit Musik hören zum Genuss wird, ist die „Hör-Umgebung“. In welcher Umgebung hören Sie in der Regel Musik?

Yoshinari:

Ich habe schon Musik gehört, als es noch Radio-Kassettenrecorder gab, denn mein Vater hatte so einen. Als ich dann zur Schule kam, habe ich mir Kassetten, MiniDiscs und CDs mit Ohrhörern angehört und mein Walkman war beim Lernen und eigentlich bei allem dabei. Jetzt als Erwachsener habe ich ein viel schöneres Umfeld entdeckt... die Stereoanlage in meinem Auto! Die CD wurde erfunden, um das Erlebnis eines Live-Konzerts nachempfinden zu können und deshalb drehe ich gerne die Lautstärke auf wenn ich Musik höre. Am einfachsten geht das mit der Stereoanlage in meinem Auto.

Tsushima:

Ich höre an allen möglichen Orten Musik. Manchmal höre ich Musik, wenn ich im Bad bin über die Lautsprecher meines Smartphones. Manchmal gefällt mir diese sehr begrenzte Bandbreite und der billige Sound richtig gut. Meiner Meinung nach muss man sich zum Musik hören nicht in einer optimalen Umgebung befinden.

F: Würden Sie sagen, dass man Musik in einem idealen Umfeld besser genießen kann?

Tsushima:

Natürlich. Ich glaube, jeder der Musik macht möchte, dass die Menschen ihre bestmögliche Umgebung zum Hören finden und nutzen.

F: Wenn man im Auto Musik hört, bedeutet das, dass man die Fahrt genießen kann – mit der ständig wechselnden Landschaft und den Leuten, die mitfahren. Was ist die beste Methode, um im Auto Musik zu hören?

Tsushima:

Ich höre sie am liebsten alleine, aber ich mag es wirklich, Musik für andere Leute im Auto zu spielen. Manchmal bin ich mit meiner Familie zusammen, ein anderes Mal mit Arbeitskollegen. Natürlich spiele ich dann unterschiedliche Musik, je nachdem, wer mitfährt.

Yoshinari:

Mir gefällt es am besten, wenn ich alleine bin. Auf diese Weise kann ich alle Geräusche ausblenden, die mein Hörerlebnis stören könnten. Ich möchte mich wirklich auf die Musik konzentrieren und die Teile der einzelnen Instrumente heraushören. Mit „Geräusche“ meine ich alles, was mich von der Musik ablenkt; dazu gehört auch die Landschaft oder was auch immer meine Augen auf sich zieht. Auch das Geräusch, wenn jemand morgens die Zähne putzt, empfinde ich als Störung. Ich weiß, dass würde die meisten Menschen nicht stören. Leute, die nicht selbst Musik machen, werden solche Geräusche wohl weniger als Ablenkung empfinden, wenn sie Musik hören.

Tsushima:

Da stimme ich zu. Es scheint, dass viele Menschen Musik hören, während sie schreiben oder andere Dinge tun.

F: Im Auto oder bei einem Open-Air-Live-Konzert, gibt es durch die Welt um uns herum alle Arten von „Geräuschen“, die sich mit der Musik vermischen, die wir zu hören versuchen. Was fühlen Sie dabei, wenn Sie unter solchen Umständen Musik hören?

Tsushima:

Nun, schauen wir zuerst einmal, wie das menschliche Ohr funktioniert. Stellen Sie sich vor, Sie sprechen mit jemandem in einem lauten Restaurant. Ohne dass Sie etwas dazu tun müssen, blenden Ihre Ohren die Hintergrundgeräusche automatisch aus und konzentrieren sich auf die Stimme der Person, mit der Sie sprechen, so dass Sie nur den Klang dieser Stimme hören.

Yoshinari:

Für mich ist die beste Hörumgebung eine, in der ich mich nicht mit irgendwelchen Geräuschen herumschlagen muss und mich nur auf die Musik konzentrieren kann. Allerdings fühle ich mich dabei manchmal ein bisschen einsam. Vor allem, wenn ein Song wirklich fröhlich ist. Am Ende sehe ich mich, wie ich diesen großartigen Song ganz alleine höre; das ist irgendwie, als wenn man sich einen Spielfilm alleine anschaut. Ein wenig traurig, irgendwie. Solche Gedanken geben mir das Gefühl, dass Geräusche letztlich vielleicht ein notwendiger Teil des Hörens sind.

Tsushima:

Das ist ein guter Punkt.

Yoshinari:

Bei Konzerten hat man den Jubel der Menge und wenn man draußen ist, auch die Geräusche von Wind und Vögeln oder Flugzeugen, die vorbei fliegen. Die Geräusche und das Umfeld – alles, was die Musik umgibt – das ist das, was den Spaß beim Hörerlebnis ausmacht. Wenn man im Auto ist, kann man genauso die Landschaft genießen und wenn Sie mit anderen Menschen zusammen sind, kann das etwas Besonderes sein. Nur zu erwähnen, dass man es mag, wenn durch den Song ein gemeinsames Erlebnis entsteht – das Vergnügen, gemeinsam zu hören. Man kann Songs auch Menschen vorspielen, die sie noch nie gehört haben und es ist dann so, als würde man sie selbst zum ersten Mal hören. Eine weitere wunderbare Sache beim Musik hören im Auto ist, dass man sich leicht auf die Musik konzentrieren kann, ohne durch das Geräusch des Autos abgelenkt zu werden. Meiner Meinung nach ist in einem Auto Musik zu hören das, was dem Live-Hören am nächsten kommt.

Tsushima:

Dem stimme ich auf ganzer Linie zu. Ich meine, wenn man im Auto ist und der Motor läuft, dann hat man dieses konstante Hintergrundbrummen. Weil aber dieses Brummen eine ganz bestimmte Frequenz hat, können die Ohren das Geräusch einfach ausblenden und sich auf die Musik konzentrieren. Ähnlich ist es, dass man die musik 'fühlen' kann, weil die Lautsprecher der Stereoanlage in der Karosserie des Autos eingebaut sind; das verschafft einem ein vollständigeres Erlebnis.

F: Glauben Sie als Musik-Profis, dass es für Musik-Hörer wichtig ist, unabhängig vom Produktionsmedium die bestmögliche Hörumgebung zu haben?

Yoshinari:

Na ja, als ich vom typischen Radio-Kassettenrecorder zum Walkman umgestiegen bin, haben mich die Verbesserungen in der Klangqualität umgehauen. Das ist wieder passiert, als ich die Standard-Walkman-Ohrhörer gegen High-End-Ohrhörer getauscht habe und noch einmal, als ich auf Kopfhörer umgestiegen bin. Ich glaube, dass diese Verbesserungen in der Technologie das Tor dazu waren, dass Gelegenheitsmusikhörer zu echten Musikliebhabern geworden sind.

F: Welche Art Entwicklungen erwarten Sie von jetzt an?

Yoshinari:

Heutzutage neigen Künstler dazu zu glauben, dass es am besten ist, im Studio Kopfhörer zu verwenden, wenn man Spuren abmischt, aber diese Denkweise wird sich ändern. Früher dachte ich, dass mein Zuhause der beste Ort für mich war, um Musik zu hören, aber jetzt denke ich, es ist in meinem Auto. Ich glaube wirklich, dass es bald Künstler geben wird, die ihre Musik in ihren Autos abmischen werden.

Fortsetzung folgt Vol.3